Über 40 Jahre gab es nur eine Darstellungs-Technologie für Fernseher: Die gute alte Röhre! Doch seit der Flat-TV Revolution konkurrieren verschiedene Techniken miteinander: Zunächst dominierte die Plasma-Technologie, die aber aufgrund ihres Stromverbrauchs und Gewichts immer mehr gegen die LCD-Konkurrenz verlor und schließlich so gut wie nicht mehr produziert wird. LCD-TVs erschienen so einige Jahre konkurrenzlos, bis LG sich anschickte, die OLED-Fernseher zur Marktreife zu bringen, und nun haben wir es mit einem neuen Technik Kampf zu tun.
In diesem Special zeigen wir die wichtigsten Unterschiede und setzen sie anschließend in Beziehung zu den wichtigsten Anwendungsprofilen.
In Sachen Schwarzwert und Kontrast wurden die guten alten RöhrenTVs lange Zeit nicht geschlagen, Grund ist die „selbstleuchtende“ Technik: In der Fernsehröhre leuchten nur die durch den Elektronenstrahl angeregten Phosphorpartikel, in unbeleuchteten Bilddetails, bleibt die Röhre komplett schwarz.
Die OLED Technologie arbeitet prinzipiell genauso: Auf dem Panel befinden sich Millionen von kleinen RGB-LEDs (2 Millionen bei FullHD, 8 Millionen bei 4K), die individuell an / abgeschaltet werden können. Ein OLED TV ist von der Funktion also nichts anderes, als eine miniaturisierte Video-Wall, wie man sie aus Stadien oder von Public Viewings oder Werbetafeln kennt.
Die Flüssigkeitskristalle eines LCD-TVs können leider selbst nicht leuchten, sondern regeln lediglich einen externen Lichtstrom. Jeder Pixel ist hier vielmehr eine „variable Sonnenbrille“ die mehr oder weniger Licht filtert. Das notwendige Licht wird extern erzeugt von der sogenannten „Hintergrundbeleuchtung“ (Backlight), heutzutage durch weiße LEDs. Diese befinden sich bei einfachen Modellen am Rand des Displays und bei hochwertigen Modellen direkt hinter der LCD-Scheibe. Hauptproblem dieser Konstellation: Den LCD-Pixeln gelingt es nicht, das Licht komplett zu blocken, also auf komplett Schwarz zu schalten. Es schummelt sich immer etwas Restlicht hindurch und Schwarz bleibt Dunkelgrau.
Um den Schwarzwert eines LCD TVs zu verbessern, muss man also die Hintergrundbeleuchtung abschalten. HighEnd TVs verfügen daher über eine zonengesteuerte LED-Beleuchtung, in der die Segmente voneinander getrennt gedimmt werden können. Je mehr Zonen eine solche Hintergrundbeleuchtung hat, desto präziser kann die Beleuchtung auf den Bildinhalt angepasst werden.
Die gute alte Röhre kannte auch keine Probleme in Sachen Blickwinkel, auch bei diagonaler Ansicht blieb das Bild stets gleich. Plasma-Fernseher zeigten ebenfalls keine Einschränkungen in den Blickwinkeln. Anders sieht es bei LCD Fernsehern aus: Da die Flüssigkeitskammern mit polarisiertem Licht arbeiten, entfalten sie ihre maximale Wirkungsweise nur rechtwinklig. Mit anderen Worten: Solange man senkrecht auf den LCD-TV blickt, ergibt sich die optimale Bildqualität, doch sobald man von der Seite blickt, leiden die Farben, Helligkeit und Kontrast, das Bild wirkt verfremdet. Viele kennen diese Symptome auch von Computermonitoren und Handy-Displays (bei denen auch LCD Bildschirme im Einsatz sind).
OLED Fernseher kennen diese Einschränkungen nicht: Ihre Mikro-LEDs strahlen gleichmäßig in alle Richtungen, so dass das Bild unabhängig vom Betrachtungswinkel stets dieselbe Qualität aufweist, genau wie bei einem Röhren- oder Plasma-TV. Wer also öfter mal auch diagonal auf seinen TV blickt, sollte OLED den Vorrang geben.
Wie oben bereits erläutert, können OLED TVs ihre Pixel komplett abschalten, was selbst in dunklen Räumen zu einem perfekten Schwarzwert führt. Besser geht es nicht und der alte Röhrenstandard wird hier erstmals wieder erreicht.
LCD-TVs muss man bzgl. des Schwarzwertes nach ihrer Beleuchtungstechnik unterscheiden: Die günstigeren randbeleuchteten (Edge-Lit) Geräte sind trotz adaptiver Dimming-Systeme zu keinem perfekten Schwarzwert in der Lage, sie verlieren hier gegen die OLED-TVs recht deutlich.
Besser sieht es bei echt hintergrundbeleuchteten LCD-Fernsehern aus mit möglichst vielen Zonen. Jede dieser Zonen kann individuell gedimmt und so die schwarzen Anteile im Bild auch „unbeleuchtet“ werden. Eines der besten Modelle ist hier derzeit die ZD9-Serie von Sony, die bis zu Hunderten solcher Hintergrundzonen aufweist (siehe rechts im folgenden Bild).
Liegen aber dunkle und helle Bildelemente sehr nahe beieinander oder bilden gar ein Muster, kann das System dennoch kein perfektes Schwarz erreichen. Gutes Praxisbeispiel ist hier der typische Sternenhimmel: Da der schwarze Weltraum durch die hellen Sternenpunkte durchsetzt ist, kann die Hintergrundbeleuchtung hier nicht komplett abschalten.
Oben OLED unten LCD:
Ebenfalls beeinträchtigt wird der Schwarzwert bei schräger Aufsicht, ein LCD-TV entfaltet nur dann seinen vollen Kontrastumfang, wenn man direkt (möglichst rechtwinklig) darauf blickt. Je schräger man schaut, desto grauer wird der Schwarzwert.
In der Maximalhelligkeit dreht sich der Vorteil um, zumindest wenn man die gehobenen Preisklassen miteinander vergleicht: So schwarz OLED TVs auch können, in der Maximalhelligkeit ist die Technologie noch begrenzt. Die Werksangaben von 700cd/m² und mehr beziehen sich meist nur auf kleine Weißanteile, die Gesamthelligkeit liegt selten über 400cd/m². Dies ist zwar alles andere als dunkel, aber in Bezug zum neuen HDR Standard (vgl. unten) oder beim Einsatz in lichtdurchfluteten Wohnräumen kommen die Geräte hier schnell an ihre Grenzen. Nur die allerneuste (und derzeit noch sehr kostenintensive) Referenz-Serie hat hier deutlich aufgeholt.
Gehobene LCD-TVs erreichen hingegen mittlerweile mühelos eine Maximalhelligkeit von 1000cd/m², wie es für HDR und helle Wohnräume durchaus sinnvoll sein kann. Die Nase vorn hat hier wieder die Sony ZD9-Serie: Sie erreicht sage und schreibe bis zu 2000cd/m² und erreicht damit echte HDR Dimensionen.
Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, wird die Antwort schon kennen: Ein OLED TV erreicht seine hohe Bildtiefe (die vom Kontrast bestimmt wird) vor allem über den perfekten Schwarzwert, während hochwertige LCD-TVs diesen über ihre hohe Maximalhelligkeit erzielen. In der Summe, sprich im Kontrast / Dynamikumfang, lässt sich daher kein klarere Sieger küren: Die OLEDs punkten eher in dunklen Szenen, die LCD-TVs in hellen.
In Hinblick zu herkömmlichem HD gibt es in der Farbdarstellung keine Unterschiede, denn beide Technologien lassen sich perfekt auf die HDTV-Norm farblich kalibrieren. In Hinblick auf den neuen UHD-Premium Standard mit original Kino (DCI) Farben sah es bislang so aus, dass die OLED Technologie die Nase vorn haben wird. Doch dank der Quantum Dots Technologie, die in immer mehr LCD TVs von Sony, Samsung und anderen Verwendung findet, hat die LCD-Technologie hier gleichgezogen.
Durch die Spezialkristalle wird eine sehr hohe Farbreinheit erreicht, die der von OLED in nichts nachstehen muss. Auch hier also vorerst ein Patt.
Soweit die technisch wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden konkurrierenden Technologien. Nun wollen wir diese in Beziehung zu den möglichen Anwendungen setzen:
Herkömmliches HDTV hat sehr moderate technische Anforderungen: In der Helligkeit sollte ein TV die 100cd/m² erreichen, den Rec709 Farbraum abdecken, der weitgehend identisch zum Jahrzehnte alten PAL Standard ist und eine Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten aufweisen. All dies erfüllen alle gehobenen Geräte am Markt problemlos, die sind also uneingeschränkt HDTV tauglich.
Die tatsächlichen Qualitätsunterschiede sind daher sehr stark vom persönlichen Empfinden und dem Anwendungsprofil abhängig: Wer seinen TV hauptsächlich unter kontrollierten Lichtbedingungen oder abends verwendet, oder überwiegend Spielfilme konsumiert, wird den perfekten Schwarzwert eines OLEDs schnell zu schätzen wissen.
Wer hingegen den TV hauptsachlich tagsüber für Gaming, Serien, Sport usw. nutzt, und dies eventuell auch noch in einem hellen Wohnzimmer mit großen Glasfenstern, der wird höchstwahrscheinlich eher zum lichtstarken LCD-Modell greifen, das sich viel besser gegen Tageslicht durchsetzen kann.
Kompliziertes Neuland ist für die meisten hingegen der neue 4K / UHD Premium Standard mit HDR:
Wie bereits erläutert, sind beide Technologien in der Farbreinheit bereits geeignet für die originalen Kinofarben von UHD-Premium (entsprechende Modelle vorausgesetzt) und auch die 4K Auflösung mit 3840x216 Bildpunkten ist inzwischen ein „alter Hut“. Bleibt das komplizierte Thema der „High Dynamic Range“ (HDR), das den Dynamikumfang des TVs realitätsnäher machen soll. Hier unterscheiden sich die Technologien am meisten:
Das von HDR angestrebte Optimum ist der perfekte Schwarzwert für Nachtszenen, gleichzeitig aber auch eine mögliche Maximalhelligkeit von bis zu 4000cd/m², um Sonnenlichteffekte perfekt simulieren zu können. Erst ein Gerät, das beide Kriterien erfüllt, ist voll HDR tauglich, nur ist ein entsprechender TV noch weit von der Marktreife entfernt und man muss daher sich zwischen zwei Schwerpunkten entscheiden:
LCD-TVs wie der Sony ZD9 erreichen eine Helligkeit von bis zu 2000cd/m². Er ist damit in der Lage, helle HDR Effekte (Sonnen, Sterne, künstliche Lichtquellen usw.) tatsächlich so abzubilden, dass sie glaubwürdig hell erscheinen und von dem Real-Original kaum zu unterscheiden sind. Wer dies mit eigenen Augen gesehen hat, weiß, dass der Bildeindruck hierdurch tatsächlich wesentlich realistischer ausfällt, als bei SDR. Dank seiner zonenbasierenden Hintergrundbeleuchtung ist der ZD9 auch in dunklen Filmszenen sehr leistungsstark, doch die Perfektion eines OLEDs wird nicht erreicht. Und wieder gilt: Die optimale Leistung in Farben, Helligkeit du Kontrast erlebt man nur bei direkter Aufsicht!
Fazit
Ein OLED TV hingegen erfüllt schon jetzt den HDR Standard in Sachen Schwarzwert: Auch schwierigste Nachtszenen mit sehr feiner Schattenzeichnung bildet er in einer Plastizität ab, die schon fast surreal wirkt, man fällt regelrecht ins Geschehen. Die pixelgenaue Trennung von dunklen und hellen Bildpartien (Kantenkontrast) trägt hierzu in großem Maße bei. Umgekehrt ist der OLED TV zwar alles andere als dunkel, aber helle HDR Elemente bildet er nicht so realistisch prägnant ab, wie ein HighEnd LCD TV.
Unser Special hat gezeigt: Derzeit gibt es leider nicht die „einzige“ Gewinnertechnologie, sowohl OLED als auch LCD zeigen individuelle Stärken und Schwächen, die die Entscheidung nicht leicht machen.
Sind Sie eher der Typ, der auf den absoluten Schwarzwert in dunklen Szenen Wert legt und dafür die notwendigen kontrollierten Lichtbedingungen im Wohnraum in Kauf nimmt, oder lieben Sie eher den „Punch“ eines hellen Bildes, das auch tagsüber „strahlen“ kann?
Die Antwort auf diese Frage kann ausschließlich der persönliche Vergleich geben. Aus diesem Grunde sind beide Technologien in allen HEIMKINORAUM Standorten unter angenehmen Wohnraumbedingungen direkt vergleichbar. Hier können Sie nicht nur die beiden Technologien gegeneinander antreten lassen, sondern bekommen auch ein Gefühl dafür, wie sie bei Ihnen daheim wirken werden.
Scheuen Sie sich also nicht und kommen Sie ruhig spontan auf einen unverbindlichen „Shootout“ zwischen OLED und LCD in einen HEIMKINORAUM Standort in Ihrer Nähe vorbei. Wir freuen uns auf Sie!
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Ihre Bewertung ist hilfreich, ..vermisse jedoch Angaben über Energievebrauch kWh vs Bildschirmgrösse und Backlight-Einstellung
.. einen Fernseher wenn es so gute Beamer gibt? :-D
Bin mit meinem Epson mit 2,5m Bildbreite sowas von zufrieden. Seit es diesen gibt bleibt der Fernseher so gut wie immer aus.
Der Panasonic Plasma ist schwer zu ersetzen. Was mich jedoch stark stört sind die "Einbrenn Effekte" und der immense Stromverbrauch.. Immerhin ist das Bild nur so klein. Da sind wir wieder bei einem Punkt für den Projektor!
Danke für den tollen Bericht!
... diverse OLED gegen den ZD9 begutachtet. Voteile/Nachteile hier/dort hin oder her: Der ZD9 verursacht mir immer über die Augen Gänsehaut bzw. aktiviert aus meinem Mund ein "holy shit" wie noch kein Gerät zuvor. Für mich gäbe es in dieser Preisregion keine Frage was zu kaufen wäre. "Entscheidend ist immer was rauskommt", ist doch egal was drinsteckt...
Wusste bisher nicht so genau was OLED ist und das es sogar auch Nachteile haben kann.... Jetzt muss ich mir nur noch den Vergleich in Natura anschauen.